In der Menge an verschiedenen Bezeichnungen der einzelnen medizinischen Fachrichtungen kennt sich leider kaum jemand aus, wenn er sich nicht vorher eingelesen hat. Gerade wenn man die Behandlung eines Spezialisten benötigt, kann das schnell zum Problem werden und etwaige Angstgefühle sogar noch verstärken. Um das zu verhindern und etwas Licht ins Dunkel zu bringen, werden im folgenden Artikel sowohl die Aufgaben als auch die Unterschiede zwischen Neurologen und Neurochirurgen erläutert.
Definition: Neurochirurg und Neurologe
Der Neurochirurg
Der Neurochirurg wird Ihnen am ehesten in einem Krankenhaus über den Weg laufen. Hinter diesem Begriff verbirgt sich nämlich ein Facharzt für die großen Nervensysteme des menschlichen Körpers. Dazu zählt das zentrale Nervensystem, welches aus Rückenmark und Gehirn besteht, und das periphere Nervensystem, das sich nochmal in verschiedene Untereinheiten aufteilt und sich durch die Teile des Organismus erstreckt, die nicht vom ZNS abgedeckt werden. Bei Verletzungen, Fehlentwicklungen und Erkrankungen dieser Systeme und der sie versorgenden Blutgefäße und Hüllen greift er chirurgisch ein und behebt den Schaden so effektiv wie möglich. Die vom Neurochirurg durchgeführten Operationen sind zudem meist minimalinvasiv, das heißt, dass nur ein sehr kleiner Schnitt benötigt wird, um winzige Geräte im Körper zu steuern. So bleiben keine großen Narben zurück und das Risiko von Problemen während und nach des Eingriffs verringert sich.
Außerdem gehört es zum Tätigkeitsfeld dieses Facharztes, den Patienten vor einer Behandlung über alle Risiken und Behandlungsschritte aufzuklären, sowie sämtliche Fragen zu beantworten und die Therapie- und Rehabilitationsmaßnahmen nach dem Eingriff zusammen mit den zuständigen Kollegen zu organisieren.
Der Neurologe
Auch der Neurologe ist ein Facharzt für die menschlichen Nervensysteme. Weisen diese Systeme Störungen auf, die sich negativ auf die Gesundheit und den Alltag auswirken, z. B. Migräne, Lähmungen, unkontrolliertes Zittern, Sehstörungen usw., fällt ein Patient unter die Zuständigkeit eines Neurologen.
Um sich ein genaues Bild von der Art der Fehlfunktionen machen zu können, führt der Neurologe für gewöhnlich ein Gespräch mit dem Patienten, in dem er alle nötigen Fragen nach dessen Zustand stellen kann. Auf dieser Grundlage untersucht er die entsprechenden Körperregionen.
Die oftmals im Umgangssprachlichen noch verwendete Bezeichnung “Nervenarzt” beschreibt sein Spezialgebiet erstaunlich gut und vermittelt eventuell ein klareres Bild von seiner Tätigkeit. Zudem haben Neurologen auch Erfahrung mit psychisch erkrankten Patienten, da dies zu ihrer Ausbildung gehört. Grund dafür ist die häufige Fehlfunktion des Nervensystems bei psychisch Erkrankten.
Was ist der Unterschied zwischen Neurologe und Neurochirurg?
Am auffälligsten ist wohl, dass sich die beiden Fachrichtungen grundlegend in der Behandlung der ihnen zugewiesenen Patienten unterscheiden. Während der Neurologe ganz auf ambulante, nicht-operative Methoden setzt, behebt der Neurochirurg die Probleme durch chirurgische Eingriffe – wie der Name schon sagt. Aus diesem Grund unterscheiden sich auch die Krankheitsbilder, die vom jeweiligen Arzt behandelt werden. So hat letzterer häufig mit der Entfernung von Blutgerinnseln nach Schlaganfällen oder der Entfernung von Tumoren in Rückenmark und Gehirn zu tun, während ersterer sich mit der medikamentösen Behandlung von Epileptikern und anderen Erkrankten auseinandersetzt. Natürlich stellen diese Beispiele noch längst nicht alles dar, womit die Ärzte sich befassen; sie dienen lediglich zur Veranschaulichung.
Dem Behandlungsansatz entsprechend unterscheiden sich auch die Methoden, die zur Diagnose von Krankheiten und Fehlfunktionen verwendet werden. Und selbstverständlich sind Neurochirurgen ausschließlich in Kliniken angestellt, während Neurologen sich auch mit einer eigenen Praxis selbstständig machen können.
Für die Prävention, also der Verhinderung von Schäden am Nervensystem noch bevor sie entstehen, sind in diesem Sektor zudem größtenteils die Neurologen zuständig, was oftmals vor allem am Zeitmangel der Chirurgen liegt und wohl auch daran, dass diese im Umgang mit den Patienten weniger versiert sind. Eventuell ist das den gesetzten Schwerpunkten in den jeweiligen Ausbildungen geschuldet.
Abschließend ist noch auf den Unterschied hinzuweisen, dass Neurochirurgen nicht zwingend Erfahrung mit der Behandlung psychisch Kranker haben, da dies – anders als beim Neurologen – kein Bestandteil der Facharzt-Ausbildung ist.